Was war Ihre Motivation, eine eigene Methodik für das Coaching zu entwickeln?
"Als ich von fast dreißig Jahren meine erste Coaching Ausbildung in den USA beendete, war Coaching ein innovatives Konzept, das hauptsächlich im Business Kontext genutzt wurde. Heute haben sich die Anforderungen an einen Coach grundlegend geändert. Der Vorwurf, dass Coaches nur die Spitze des Eisbergs sehen und daher auch nur an der Oberfläche arbeiten können, ist nicht von der Hand zu weisen. Die meisten Coaches lernen mit sogenannten Tools zu arbeiten. Und wenn das einzige Werkzeug, das sie kennen der Hammer ist, dann wird jedes Problem zum Nagel. Diese Aussage von Paul Watzlawick beschreibt das Dilemma, in denen sich viele Coaches befinden, wenn die Kuppe des Eisbergs geschmolzen ist und neue Schichten an die Oberfläche dringen. Dann werden aus mehr oder weniger einfachen Themen plötzlich komplexe Herausforderungen, die mit dem allgemeinen Verständnis von Coaching nichts mehr zu tun haben. Außerdem haben sich die Zielgruppen im Coaching geändert. Früher waren es fast nur Führungskräfte und Manager, die sich einem Coach anvertraut haben. Mittlerweile ist Coaching in der Gesellschaft angekommen und hat eine hohe Akzeptanz. Das bedeutet aber auch, dass sich die Themen, mit denen sich ein Coach beschäftigen muss, umfangreicher sind."
Wo sehen Sie den Unterschied zwischen ihrer und den anderen Coaching-Ausbildungen?
"Prinzipiell gibt es aus meiner Wahrnehmung keine bessere oder schlechtere Ausbildung, sondern unterschiedliche. Die von uns entwickelten Konzepte gehen über die klassische Form des Coachings hinaus. Ich persönlich lege sehr viel Wert auf eine interdisziplinäre Ausbildung, da wir immer mit Menschen arbeiten, unabhängig in welchem Kontext. Wenn meine Teilnehmer in Ihrer Ausbildung eine neue, leichtverdauliche Form der Ausbildung vermuten, muss ich sie enttäuschen. Mein Ziel war es, einen Kontrapunkt zu setzen, zu den durch Eleganz und Einfachheit bestechenden Modellen, die ich im Laufe der letzten dreißig Jahre kennen gelernt habe. Meine Methode zeichnet sich nicht durch Schlichtheit und Vertrautheit aus, aber sie hat sich in jahrzehntelanger Praxis sehr gut bewährt. Ich bin mir bewusst, dass ich damit für viele Kritiker die Grenze zur psychotherapeutischen Arbeit und vielleicht noch einige andere überschreite. Aber mein Anspruch an unsere zukünftigen Coaches ist, dass sie den Mut haben, ihre eigenen Begrenzungen zu überschreiten und sich gleichzeitig ihrer Verantwortung bewusst sind, immer im Rahmen ihrer Kompetenzen zu agieren. Die Konsequenz ist, dass unsere Ausbildung nicht von jedem absolviert werden kann und auch nicht mit einem Abschluss in unserer Akademie beendet ist. Ich persönlich glaube, dass gutes Coaching einen permanenten Entwicklungsprozess des Coaches fordert."
Wie haben Sie Ihre Methode entwickelt?
"Viele meiner Erkenntnisse entstanden durch das bekannte Prinzip von Versuch und Irrtum. Ich arbeitete getreu dem Motto des Philosophen Sir Karl Popper: „Alles Leben ist Problemlösung“. Alles, was wir unseren Teilnehmern vermitteln, hat sich in der Praxis bewährt. Dabei teste ich alle Methoden zuerst an mir selbst, dann an meinen Kolleginnen und Kollegen und erst wenn alle überzeugt sind, wende ich die Methode beim Klienten an und übernehme sie in unsere Akademie. Dabei werden mehr als achtzig Prozent der Ideen im Laufe dieses Verfahrens verworfen. Wir sind sehr streng in unserem internen Qualitätsmanagement."
Trifft die Bezeichnung Coach dann überhaupt noch für ihre Teilnehmer zu?
"Unsere Ausbildungen mögen im eigentlichen Sinn nicht zur allgemeinen Vorstellung von Coaching passen. Gleichzeitig gibt es ja keine festgelegte Definition von Coaching, nur eine von unterschiedlichen Verbänden postulierte. In unserem Verständnis ist Coaching eine helfende und unterstützende Arbeit, die in unterschiedlichen Bereichen durchgeführt werden kann. Unsere Ausbildungen sind kein Ersatz für ein Psychologie-Studium oder eine therapeutische Ausbildung. Wir haben es in unserer Tätigkeit nicht mit klinischen, also im ICD10 oder DSM definierten Krankheitsbildern zu tun. Unsere Klienten sind im herkömmlichen Sinn psychisch gesund, bzw. sollten es sein."
Auf welchen Grundlagen baut Ihre Methode und damit Ihre Ausbildungen auf?
"Das ist abhängig von den Zielen und der Zielgruppe in den Ausbildungen. Ein psychologischer Coach benötigt ein anderes Wissen als ein Business Coach. Gemeinsam haben unsere Ausbildungen eine Grundhaltung, die ihr Fundament in der konstruktivistischen und humanistischen Psychologie findet."
Gibt es wissenschaftliche Studien über die Wirksamkeit Ihrer Methoden?
"Die Forschung sowohl in der Psychologie und speziell für den Bereich Coaching ist allgemein noch auf einem sehr rudimentären wissenschaftlichen Stand. Es gibt meines Wissens keine seriösen Ergebnisse zur Wirksamkeit unterschiedlicher Methoden. Wir können in den wenigsten Fällen auf empirische, wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnisse zurückgreifen, wenn es um die Wirksamkeit von Interventionen oder Methoden geht. Was es gibt, sind sogenannte „Single Case Studies“ die auf bestimmte Entwicklungen hindeuten. In der Medizin ist es einfacher, denn die Organe sind bei allen Menschen an derselben Stelle. Daher lässt sich in diesem Bereich evidenzbasiert arbeiten. Die Psyche des Menschen ist nicht so einfach zu erforschen, da sie etwas komplexer ist als der physische Körper. Daher wird es auf absehbare Zeit keine evidenzbasierte Coaching-Methoden geben.“
Würden Sie sagen, dass Sie eine neue Methode entwickelt haben?
"In meinem Selbstbild bin ich keineswegs ein Erfinder, sondern eher ein Synthetiker, der sich unterschiedlicher Lehrer und Disziplinen bedient."
Wer waren Ihrer Lehrer?
"Einen starken Einfluss hatte Paul Watzlawick, dessen konstruktivistische und systemische Sicht mich geprägt hat. Milton Erickson und seine Form der Trancearbeit war ebenfalls ein Meilenstein in meiner Entwicklung. Dabei lernte ich mittels Trance in die Welt zu kommen und nicht, wie meist falsch angenommen, sie dadurch zu verlassen. Seine Kommunikationsrituale sind auch heute ein Bestandteil in unseren Ausbildungen. Auf der anderen Seite standen Neurobiologen wie Maturana, Varela sowie Hirnforscher wie Gerald Hüther für die naturwissenschaftliche Seite. Auf meinen Studienreisen durch Indien und Südamerika lernte ich die Perspektiven anderer Kulturen kennen. Auch davon spiegelt sich einiges in meiner Arbeit wider. Durch moderne Wissenschaften wie der Psychoneuroimmunologie oder der Epigenetik, sowie durch die bildgebenden Verfahren, die in der Medizin genutzt werden, lassen sich auch wissenschaftlich viele Zusammenhänge erklären. Was noch vor ein paar Jahren als unerklärliches Phänomen oder esoterische Praktik bezeichnet wurde, hat plötzlich eine wissenschaftliche Erklärung. Bestes Beispiel dafür ist die Arbeit in Trance, die auch als Hypnose bezeichnet wird. Seit wir dem Gehirn beim Denken zusehen können und die Veränderung auf der molekularen Ebene messen, kann man auch die Wirksamkeit von Trance oder Meditation nachweisen."
Was zeichnet einen guten Coach aus?
"Die Aufgabe des Coaches, seinen Klienten zum Ziel zu begleiten, ist letztendlich abhängig von seiner Kunstfertigkeit und weniger von den erlernten Modellen oder Tools.
Wir arbeiten weniger mit Coaching Tools, da diese aus meiner Sicht die Arbeit mit dem Klienten zu sehr einschränken. In meiner Form der Arbeit spielt Intuition eine wichtige Rolle. Intuitiv zu arbeiten bedeutet, seine kognitiven Fähigkeiten mit den kreativen Prozessen des Unbewussten zu verbinden und daraus Entscheidungen für die Vorgehensweise im Coaching oder der Beratung zu treffen. Albert Einstein sagte: „Die Intuition ist ein göttliches Geschenk. Der denkende Verstand ein treuer Diener. Es ist paradox, dass wir heutzutage angefangen haben, den Diener zu verehren und die göttliche Gabe zu entweihen.“ Ich ermutige die Teilnehmer meiner Ausbildungen, ihrer Intuition mehr Vertrauen zu schenken. Für die Teilnehmer bedeutet das, dass sie lernen müssen, sich selbst zu vertrauen. Das bedeutet nicht, dass die üblichen Coaching Tools nicht funktionieren, aber am Ende ist es die Tragfähigkeit der Beziehung und die Empathie des Coaches, die dem Klienten helfen. Wir wissen aus der Psychologieforschung, dass der Erfolg einer Psychotherapie weniger abhängig ist von der Form der Therapie als dem Verhältnis zwischen Therapeuten und Klient. Welche Modelle und Interventionen zu welchem Klienten passen, obliegt der schon beschriebenen Kunstfertigkeit des Coaches. Die Idee vom uniformen Coach muss nach meiner Ansicht aufgelöst werden. Ebenso gilt dies für die Interventionsmodelle, die ebenfalls nicht richtig oder falsch sind, sondern immer im Kontext der vereinbarten Ziele wirksam sein müssen. Dort, wo sie für den Klienten hilfreich sind, schließt das auch spirituelle Praktiken mit ein, wie ein Gebet, eine Meditation oder der Gang in ein Gotteshaus. Gut ist, was einen hilfreichen Zweck erfüllt. Das ist die einfache Arbeitshypothese meiner Methode."
Können Sie uns zum Abschluss noch in kurzen Worten erklären, wie ihre Ausbildungen ablaufen?
"Unserer Ausbildungen sind eine Mischung zwischen Präsenz- und Online-Unterricht, wobei wir den Teilnehmern drei Optionen der Teilnahme anbieten. Die Ausbildungsdauer ist unterschiedlich, in der Regel sind es 14 Präsenztage, 14 Stunden Online und intensives Selbstlernen durch Pre-Readings vor jedem Modul. Dann kommen noch Einzelsitzungen mit einem Partner und Gruppenübungen dazu. Unsere Teilnehmer beschreiben die Ausbildungen als intensiv und lebensverändernd. Als Grundlage haben wir eine Basis Ausbildung, auf die sich die weiteren Ausbildungen themenspezifisch aufbauen. In der Regel nutzen unsere Teilnehmer einen Kombinationsrabatt und lassen sich zum Business oder psychologischen Coach ausbilden. Manche nutzen auch unser komplettes Ausbildungsprogramm.“