In diesem Beitrag geht es um unseren Denkapparat, und wenn Sie glauben, Sie denken logisch und Sie diese Meinung gerne beibehalten würden, sollten Sie den Beitrag nicht durchlesen.
Falls Sie doch weiterlesen, müssen Sie sich von einer hartnäckigen, aber falschen Annahme verabschieden. Menschliches Verhalten ist nicht sachlogisch, da unser Denken nicht logisch ist. Menschliches Verhalten ist psychologisch und das lässts sich an folgenden Zahlen leicht erklären. Unser Gehirn kann pro Sekunde etwa 11 Millionen Informationen verarbeiten, das war die gute Nachricht.
Die weniger gute ist, dass von diesen 11 Millionen Informationen nur in etwa 40 in unser Bewusstsein vordringen. Der Rest wird unbewusst verarbeitet, das macht unser Gehirn automatisch, ohne das wir etwas davon mitbekommen. Es dauert 0,3 Sekunden, bis diese mickrigen 40 Informationen in unserem Bewusstsein ankommen. Für unser neuronales System ist dieser Zeitraum eine kleine Ewigkeit.
Außerdem stellt sich die Frage, wieviel der Informationen, die in unserem Bewusstsein ankommen, zu logischen Entscheidungen oder zielorientierten Verhalten führen. Meistens selektiert unser Gehirn die Informationen heraus die uns bekannt sind, dann sind sie für uns uninteressant. Oder es findet eine Information, die Gefahr bedeutet. Dann schaltet es das Denken aus und den Flucht-, Angriff- oder Erstarrung-Modus ein. Dazu braucht es nur Millisekunden. Auch von den 60.000 bis 80.000 Gedanken, die wir pro Tag denken, sind über 90 Prozent dieselben, die wir bereits am Tag zuvor und am Tag zuvor, usw. gedacht haben. Unser Gehirn liebt Wiederholungen und alles, was seine Routine stört, versucht es zu vermeiden. Sie können mit mir ein kleines Experiment machen, dass Ihnen zeigt, wie schwer Ihrem Gehirn Veränderung oder das Lernen von neuem Verhalten fällt.
Wenn Sie diesen Beitrag auf einem Handy ansehen, sollten Sie es jetzt aus der Hand legen, denn wir brauchen beide Arme.
ÜBUNG
Wenn Sie nun Ihre Arme anders herum gekreuzt haben, werden Sie feststellen, wie seltsam sich das anfühlt. Dieses seltsame Gefühl signalisiert Ihnen Ihr Gehirn.
Es macht Sie gerade darauf Aufmerksam, dass es keine Lust hat etwas zu verändern. Ebenso ist es mit unseren Entscheidungen, auch sie laufen zum erheblichen Teil unbewusst ab. Wir treffen davon jeden Tag geschätzte 20.000 die sich aber zum großen Teil unserem Bewusstsein entziehen. Unser Autopilot filtert Informationen und gleicht diese mit den Erfahrungsmustern unserer Vergangenheit ab. Daraus wird dann, ohne dass wir darüber nachdenken müssen, eine Handlung abgeleitet. Wenn Sie es in einem Selbstversuch testen wollen, dann versuchen Sie doch einfach bewusst morgens aus dem Bett aufzustehen, d.h. jede Bewegung bewusst entscheiden und erst dann ausführen.
Wundern Sie sich nicht, wenn Sie etwas später in die Arbeit kommen. Wenn Denken nichts nützt, was ist dann die Alternative? Die einfache Antwort, Fühlen. Wissenschaftler haben festgestellt, dass gefühlsmäßige Entscheidungen nicht besser oder schlechter sind als die vermeidlich gut durchdachten.
Wenn Ihnen also eine Entscheidung schwerfällt, hören Sie auf Ihren Bauch.