Bevor wir uns mit dem Thema Selbstwirksamkeit auseinandersetzen, müssen wir erst klären, was es bedeutet. In einem Satz gesagt, ist Selbstwirksamkeit der Glaube an die eigenen Fähigkeiten. Das Konzept der Selbstwirksamkeit beruht auf der Arbeit des amerikanischen Psychologen Albert Bandura, der in experimentellen Studien den Einfluss des Glaubens an die eigene Wirksamkeit im Zusammenhang mit Lebenserfolg nachgewiesen hat.
Der Glaube an sich selbst kann auch eine Niederlage als Chance umdeuten und daraus neue Handlungsmöglichkeiten schaffen. Die Aussage: „Ich verliere nie, entweder ich gewinne oder ich lerne etwas über mich.“ trifft auf Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit zu. Meine Erfahrung ist, dass Menschen mit geringer Selbstwirksamkeit ihre Fähigkeiten unterschätzen. Ich selbst habe noch nie einen Menschen kennen gelernt, der keine Fähigkeiten besitzt.
Manchmal ist es eine Frage des Kontextes, ob eine Fähigkeit sich positiv oder negativ auswirkt. Stellen Sie sich vor, ein 2.15 Meter großer Mensch beschließt Jockey zu werden. Das wird weder für das Pferd noch für den Reiter ein sehr erbauliches Erlebnis. Wenn derjenige aber ein gutes Ballgefühl besitzt, könnte er in einer Basketballmannschaft gut aufgehoben sein.
Aus meiner Arbeit weiß ich, dass es das Umfeld ist, was einen Menschen an seine Fähigkeiten glauben lässt, oder eben nicht. Wer als Kind schon eingeredet bekam, dass er nichts wert ist, der kann auch keine Selbstwirksamkeit aufbauen. Was aber noch nicht heißt, dass derjenige keine Fähigkeiten besitzt.
Jeder Mensch hat Fähigkeiten, werdet Euch Eurer eigenen bewusst. Hört in Eurem Inneren nach, wer Euch in der Vergangenheit oder Gegenwart abgewertet hat und überlegt, ob das wirklich die Wahrheit ist. Ich kann Euch heute schon sagen, dass das alles Lügen sind. Warum? Weil dass, was ein Mensch über einen anderen sagt, mehr über ihn selbst aussagt als über den anderen. Wenn jemand mit dem Finger auf Dich zeigt, zeigen drei Finger auf ihn zurück.
Ab hier eher ein neuer Post, sonst wird es zu langVorschlag: Selbstwirksamkeit in Beziehungen
Was zeichnet Menschen mit einer hohen Selbstwirksamkeit aus?
Eine wichtige Erkenntnis meiner Arbeit ist, dass Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit sich ihrer Fähigkeiten sehr bewusst sind. Daher nehmen sie nur Herausforderungen an, von denen sie überzeugt sind, sie auch bewältigen zu können. Dies lässt darauf schließen, dass diese Menschen ein hohes Maß an Selbstreflektion besitzen.
Was kann das für Dich bedeuten?
Ich mache Dir einen Vorschlag, der sich in der Praxis sehr gut bewährt hat. Frage Deine Freunde, Menschen die Dir nahe sind, nach Deinen Fähigkeiten. Bitte Sie, sich Zeit zu nehmen und Dir einen Brief oder eine Mail zu schreiben, in dem steht, warum Sie Dich schätzen und welche Fähigkeiten sie in Dir sehen.
Vielleicht ist das der Anfang einer Geschichte, die Dir Deine Fähigkeiten bewusst macht und Dich mutiger macht, Dir mehr zuzutrauen.
Besonders in Beziehungen ist die Selbstwirksamkeit beider Partner gefragt. In der Psychologie nennt man das kollektive Selbstwirksamkeit. Wenn z.B. ein Paar eine optimistische Grundhaltung besitzt, die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen durch ihre Fähigkeiten zu bewältigen, ist es für beide einfacher diese tatsächlich zu bestehen.
Achtet nur darauf, die eigenen Stärken nicht mit den vermeidlichen Schwächen Eures Partners oder Eurer Partnerin zu vergleichen. Sonst wird aus der kollektiven Selbstwirksamkeit ein Kampf der Egos und das ist nicht besonders hilfreich in Beziehungen. Ich möchte diesen Blog-Post mit einem Satz des deutschen Philosophen Theodor Adorno beenden, der da lautet:
Geliebt wirst du einzig, wo du schwach dich zeigen darfst, ohne Stärke zu provozieren.
In diesem Sinne alles Gute!